Die Galerie des 20. Jahrhunderts in West-Berlin
Ein Provenienzforschungsprojekt


Einführung Kunsthandel A–Z

Galerie von Garvens, Hannover

Herbert von Garvens stammte aus einer wohlhabenden Familie. Als diese 1908 in den Adelsstand erhoben wurde, änderte sich der Familienname zu von Garvens-Garvensburg. Von Garvens’ Besuch bei dem belgischen Maler James Ensor 1910 bewegte ihn dazu, eine eigene Kunstsammlung anzulegen. Zu Gemälden von Ensor kamen unter anderem Arbeiten von Wassily Kandinsky, Oskar Kokoschka, Marc Chagall, Fernand Léger, Edvard Munch, Emil Nolde und Karl Schmidt-Rottluff hinzu. Durch die Freundschaft zu Paul Erich Küppers wurde Herbert von Garvens 1916 zum Mitbegründer der Kestner-Gesellschaft in Hannover.

Als Reserveoffizier geriet von Garvens 1917 in französische Kriegsgefangenschaft und lernte während seiner Internierung Richard Haizmann kennen. Als Herbert von Garvens 1920 nach Hannover zurückkehrte und in der elterlichen Villa in der Jägerstraße die Galerie von Garvens eröffnete, begann Haizmann hier eine Ausbildung zum Kunsthändler.

Bis zu ihrer Schließung im November 1923 veranstaltete die Galerie von Garvens 26 Ausstellungen mit zeitgenössischen Künstlern wie George Grosz, Willi Baumeister und Kurt Schwitters, aber auch mit Kunst von psychisch Kranken aus der Heidelberger Sammlung Prinzhorn. Womöglich war Grosz’ „Nachtstück (Berlin-Südende)“ bei einer der Ausstellungen zu sehen, 1922 befand es sich vermutlich als Leihgabe oder in Kommission in der Galerie von Garvens und wurde später aus Privatbesitz an die Galerie des 20. Jahrhunderts verkauft.

Nach Auflösung der Galerie von Garvens hoffte das Kölner Wallraf-Richartz-Museum, die Sammlung von Garvens übernehmen zu können, was jedoch fehlschlug. 1930 übersiedelte von Garvens auf die dänische Ostseeinsel Bornholm und nahm den Großteil seiner Kunstsammlung mit.

Quellen

Galerie von Garvens (Hrsg.), Zwei Jahre Galerie von Garvens, Hannover 1922

Henning Rischbieter, Die zwanziger Jahre in Hannover. Bildende Kunst, Literatur, Theater, Tanz, Architektur 1916–1933, Hannover 1962

Birgit S. Nielsen, Herbert von Garvens. Galerist, Kunstsammler, in: Willy Dähnhardt und dies. (Hrsg.), Exil in Dänemark. Deutschsprachige Wissenschaftler, Künstler und Schriftsteller im dänischen Exil nach 1933, Heide 1993, S. 363–366

Zeitraum / Adresse / Firmierung

  • 1920 Gründung: Galerie von Garvens
  • 1920 bis 1923 Jägerstraße 12 a, Hannover
  • 1923 Auflösung

Personen

  • Herbert von Garvens-Garvensburg (Herbert Garvens 1883–1953), Gründer und Leiter von 1920 bis 1923
  • Richard Haizmann (1895–1963) Mitarbeiter von 1920 bis 1922
  • Hanns Krenz (1888–?) Mitarbeiter von 1920 bis 1923

Schwerpunkte

klassische Moderne, zeitgenössische Kunst, James Ensor