Die Galerie des 20. Jahrhunderts in West-Berlin
Ein Provenienzforschungsprojekt


Einführung Kunsthandel A–Z

Auktionshaus Paul Graupe, Berlin

Paul Graupe begann als Antiquar und führte ab 1916 auch Buch- und Kunstauktionen durch. Zwischen 1916 und 1937 veranstaltete er rund 160 Auktionen von Büchern, Graphik, Gemälden und anderen Kunstgegenständen; sein Haus avancierte zu einem der wichtigsten Auktionshäuser in Deutschland vor 1937.Von 1927 bis 1933 arbeitete Graupe mit dem Dresdner Antiquitätenhändler Hermann Ball zusammen, der in Berlin im selben Gebäude in der Tiergartenstraße residierte. Gemeinsam brachten sie im Zuge der Weltwirtschaftskrise bedeutende Privatsammlungen zur Versteigerung.

Nach 1933 veräußerte Graupe in großem Umfang jüdischen Kunstbesitz und wirkte für das NS-Regime als Devisenbeschaffer. Zugleich geriet er aufgrund seiner jüdischen Herkunft immer mehr unter Druck und emigrierte schließlich, nach Ausschluss aus der Reichskulturkammer Ende 1935, im Jahr 1937 nach Paris. Sein Berliner Unternehmen verkaufte er an seinen langjährigen Mitarbeiter Hans W. Lange (1904–1945). Bis 1939 unterhielt Graupe zusammen mit Arthur Goldschmidt in Paris die neu gegründete Paul Graupe & Cie und floh dann nach New York, wo er bis 1947 als Kunsthändler tätig war, bevor er nach Paris zurückkehrte.

Drei Werke der Galerie des 20. Jahrhunderts beziehungsweise der Nationalgalerie, die durch das Land Berlin erworben wurden, verzeichnen einen Hinweis auf Graupe in der Provenienz: Erich Heckels Gemälde „Die beiden Schwestern“ sowie die Zeichnungen „Studie zur Amazonenschlacht“ und „Studie zu David und Bathseba“ von Max Beckmann wurden 1925 beziehungsweise 1932 auf Auktionen bei Graupe gehandelt.

Quellen

Patrick Golenia, Paul Graupe. Starauktionator, Devisenbeschaffer, Verfolgter, in: Gute Geschäfte. Kunsthandel in Berlin 1933–1945, Ausst.-Kat. Aktives Museum Faschismus und Widerstand in Berlin e. V. im Centrum Judaicum Berlin und im Landesarchiv Berlin, Berlin 2011, S. 47–52 (vgl. darin auch den Beitrag von Caroline Flick zu Hans W. Lange, S. 59–66)

Patrick Golenia, Isabelle Le Masne de Chermont und Kristina Kratz-Kessemeier, Paul Graupe (1881–1953). Ein Berliner Kunsthändler zwischen Republik, Nationalsozialismus und Exil, Köln 2016

Zeitraum / Adresse / Firmierung

  • 1907 Gründung: Auktionshaus Paul Graupe
  • 1907 bis 1911 Kochstraße 3, Berlin
  • 1911 bis 1927 Lützowstraße 38, Berlin
  • 1927 bis 1933 Tiergartenstraße 4, Berlin
  • 1933 bis 1937 Bellevuestraße 3, Berlin

Personen

  • Paul Graupe (1881–1953) Gründer und Leiter von 1907 bis 1937

Schwerpunkte

Graphiken, Gemälde