Die Galerie des 20. Jahrhunderts in West-Berlin
Ein Provenienzforschungsprojekt


Einführung Kunsthandel A–Z

Galerie Wilhelm Grosshennig, Chemnitz/Düsseldorf

In den 1920er-Jahren handelte die Galerie Gerstenberger mit niederländischen Kunstwerken des 17. und 18. Jahrhunderts, in den 1930er-Jahren konzentrierte sie sich mehr auf Kunst des 19. Jahrhunderts. Die Galerie war aktiv an den Veräußerungen der als „entartet“ diffamierten Kunstwerke der Städtischen Kunstsammlungen Chemnitz beteiligt. Zudem war Grosshennig als Einkäufer für den „Sonderauftrag Linz“ tätig. 1944 wurden die Chemnitzer Galerieräume zerstört.

1948 bot Grosshennig Dresdner und Ost-Berliner Künstlern in gemieteten Räumen Ausstellungsmöglichkeiten und veranstaltete 1950 eine große Karl-Hofer-Schau. Bald nach Gründung der DDR übersiedelte Grosshennig nach Düsseldorf und eröffnete unter eigenem Namen eine Galerie, die vor allem mit Beständen moderner Kunst aus der liquidierten Galerie Gerstenberger handelte, darunter auch Werke aus dem Bestand „entarteter Kunst“.

Grosshennig etablierte weltweite Verbindungen, beispielsweise übernahm er die Vertretung der New Yorker Galerien Otto Gerson sowie Knoedler & Co.

An die Galerie des 20. Jahrhunderts verkaufte Grosshennig 1955 die Gemälde „Der Belle-Alliance-Platz in Berlin“ von Ernst Ludwig Kirchner und „Die Schlossfreiheit in Berlin“ von Lovis Corinth sowie 1962 „Bild mit Weiß“ von Fritz Winter, „Porträt des Sohnes Thomas“ von Lovis Corinth, „Zwei weibliche Akte in Landschaft“ von Ernst Ludwig Kirchner und „Häuser bei Nacht“ von Karl Schmidt-Rottluff. 1964 folgte Max Beckmanns Gemälde „Blick vom Rupenhorn auf die Havel“, 1965 „Stillleben mit Krügen“ von André Masson sowie die Skulptur „Flacher Torso“ von Alexander Archipenko und 1968 das Gemälde „Stillleben“ von Juan Gris.

Kirchners „Selbstbildnis mit Mädchen“, das später Bestandteil der Galerie des 20. Jahrhunderts werden sollte, war 1934 bei Gerstenberger ausgestellt.

Quellen

Archiv Grosshennig im ZADIK in Köln

Margret Heuser (Hrsg.), Ein Leben mit der Kunst. Wilhelm Grosshennig, o. O. 1986

Ulrike Scholz, Wilhelm Grosshennig. 70 Jahre Leben als Galerist, in: Kirchner, Heckel, Nolde. Die Sammlung Werner, Ausst.-Kat. Albertina Wien 2012, S. 18–23

Ulrike Saß (geb. Scholz), Die Galerie Gerstenberger. Markt, Kunst- und Museumspolitik während der Weimarer Republik und im Nationalsozialismus, noch unveröffentlichte Dissertation, Universität Leipzig 2016

Zeitraum / Adresse / Firmierung

  • 1902 Gründung: Kunsthandlung Gerstenberger, Tochterfirma der Chemnitzer Papiergroßhandlung Gerstenberger
  • 1910er- bis 1930er-Jahre Roßmarkt 7, Chemnitz
  • 1910er- bis 1930er-Jahre Roßmarkt 11, Chemnitz
  • 1910er- bis 1930er-Jahre Poststraße 8–10, Chemnitz
  • 1930 Namensänderung: Kunstausstellung Gerstenberger GmbH
  • 1944 Zerstörung der Galerieräume
  • 1950 Liquidation
  • 1950 Gründung: Kunstausstellung Grosshennig
  • 1950 bis 1958 Kunstausstellung Grosshennig, Chemnitz
  • 1958 staatliche Auflösung
  • 1951 Gründung: Galerie Wilhelm Grosshennig
  • 1951 bis 1984/85 Kasernenstraße 13, Düsseldorf

Personen

  • Hans Stickel Gründer
  • Hans Abshagen (1878–1973) Mitarbeiter ab um 1906
  • Wilhelm Grosshennig (1893–1983) Mitarbeiter ab 1913/20 und Mitinhaber/Geschäftsführer ab 1930

Schwerpunkte

17. bis 19. Jahrhundert